Die US-Spielzeugkette Toys ‚R‘ Us ist pleite. Und das kurz vor dem Weihnachtsgeschäft. Am Montag beantragte die Spielzeugfirma im US-Bundesstaat Virginia Gläubigerschutz. Damit stellt Toys ‚R‘ Us eine der größten Insolvenzen eines Fachhändlers in Amerika dar.

Wie es so weit kommen konnte

Die Gründe für die Insolvenz sind vielseitig. Vor allem ist jedoch die sukzessiv abnehmende Kundenzahl in den rund 1450 US-Filialen für die Pleite verantwortlich. Auslöser für die Abnahme der Kaufwilligen seien nach Angabe der Spielzeugkette die großen Konkurrenten im Internet. Billiganbieter sowie der weltweit größte Onlinehändler Amazon sind für die Kunden bequemere Anlaufstellen gewesen. Toys ‚R‘ Us betreibt erst seit kurzem einen eigenen Online-Shop.

Das bereits im Jahr 2005 von den Investoren Bain und KKR übernommene Geschäft hat derzeit einen Schuldenberg von rund 5 Milliarden Dollar. Ein Neukredit in Höhe von drei Milliarden Dollar bei einer von JPMorgan geführten Bankengruppe soll die Fortsetzung des Betriebes sicherstellen. Die Summe muss vor Gericht jedoch noch genehmigt werden.

Wie geht es mit den zahlreichen Toys ‚R‘ Us Filialen weiter?

Alle Filialen des Spielzeugunternehmens sollen vorerst geöffnet bleiben – auch die 66 Shops in Deutschland. Denn die Aktivitäten außerhalb der USA und Kanada sind von dem Insolvenzantrag nicht betroffen. Die weltweit 64.000 Mitarbeiter können ihre Arbeit damit zunächst behalten.

„Entscheidend ist, dass die operativen Gesellschaften in Europa, Asien und Australien nicht Teil des derzeit in den USA und Kanada stattfindenden Restrukturierungsprozesses sind“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.

Zudem sind mit dem von Toys ‚R‘ Us gestellten Antrag auf Gläubigerschutz noch nicht alle Würfel gefallen. Nach Aussagen von David Berliner, Partner bei der Beraterfirma BDO Consulting, ist Toys ‚R‘ Us der letzte wichtige Akteur im Spielzeugmarkt. Aus diesem Grund räumt er der Firma gute Überlebenschancen ein.

Amazon: Ein Gigant zwingt alle in die Knie

Das Phänomen, dass der Online-Riese etablierte Unternehmen unter Druck setzt, ist bekannt. Der Onlinehandel gewinnt an Bedeutung und diejenigen, die den rechtzeitigen Einstieg verpassen, verschwinden oftmals schnell von der Bildfläche. Bereits in diesem Jahr haben aufgrund der Kundenabwanderung zu Amazon die amerikanischen Ketten Payless, Gymboree und Perfumania Gläubigerschutz beantragt. Und Amazon breitet seine Flügel aus: Erst vor Kurzem wurde bekannt, dass das Onlineunternehmen auch in den Bio-Lebensmittelmarkt und in das Geschäft der Online-Apotheken investiert.

Anleger sind verunsichert

Insider hatten bereits vor einigen Tagen von dem bevorstehenden Insolvenzantrag gesprochen. Die Aktien diverser Spielzeughersteller, darunter vor allem Mattel und Hasbro, haben sich an der Wall Street zu Wochenbeginn verschlechtert. Das für seine Barbie-Puppen bekannte Unternehmen Mattel fiel zweitweise sogar um mehr als Prozentpunkte. Auch der Monopoly-Anbieter Hasbro gab um 1,7 Prozent nach. Die heutige Nachricht von der Insolvenz traf Anleger damit nicht allzu schlimm. Die Papiere erholen sich langsam von ihrer Talfahrt und können jeweils bereits über ein Prozent zulegen.

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